Was ist die KPU oder auch HPU?
Die Kryptopyrrolurie ist eine meist erblich veranlagte, jedoch oftmals auch durch chronischen Stress erworbene Störung im Abbau des Häms in unserem Blut. Das Häm ist essentiell wichtig für die Eisenbindung und den Sauerstofftransport. Sauerstoff wird stets und in großen Mengen immer und überall gebraucht. Für die Zellneubildung, für ein gut funktionierendes Immunsystem, für wichtige Hirn- und Herzleistungs- und andere lebenswichtige Prozesse. Deswegen wird dem Häm als Transportmittel im Blut eine ganz besonders wichtige Rolle inne und wird ständig neu auf- und "verbrauchtes", altes Häm dann wieder auseinander- und abgebaut.
Die Produktion des Häms findet in unseren Mitochondrien (den "Kraftwerken der Zelle") statt. Dort wird unsere aufgenommene Nahrung (insbesondere Kohlenhydrate und Fette) in Energie umgewandelt und allen Körperzellen zur Verfügung gestellt.
Fakt ist: Wenig Stress = gut funktionierende Zellen. Zusätzlichlich gute Nährstoffe = vor Gesundheit nur so strotzende Zellen.
Die Mitochondrien sind sehr fragil und anfällig für oxidativen Stress und freie Radikale. Bei der angeborenen HPU/KPU kommt es zu Fehlfaltungen des Häm-Moleküls. Bei der sekundären, also erworbenen Variante führt der Mangel bzw. bei Stress der erhöhte Bedarf von Antioxidantien wie Glutathion, Vitamin C, und anderen schützenden Stoffen, zu einer Veränderung der Baupläne des Häm-Moleküls. Dadurch kann es dann entsprechend zur Fehlfaltung und Funktionseinschränkung des Häms kommen.
Beim Abbau der "falsch" gefalteten Häm-Moleküle entstehen vermehrt als Produkt die sogenannten Pyrrole, welche grundsätzlich über den Darm ausgeschieden wird. Bei vermehrtem Anfall werden die Pyrrole dann zusätzlich über den Urin ausgeleitet (Ablagerungen im Geweben bilden toxische Produkte und sind an diversen schmerzhaften Erkrankungen beteiligt). Dies funktioniert jedoch nur mit Hilfe der Bindung an Vitamin B6, Zink und Mangan. (Kryptopyrrolurie bedeutet übrigens versteckte Pyrrole, die vermehrt im Urin nachweisbar sind.)
Was sind die Folgen?
Durch das vermehrte Anfallen der Pyrrolkomplexe gehen insbesondere das Vitamin B6, Zink sowie Mangan dem Körper verloren, welches in vielen hundert Stoffwechselprozessen dringend benötigt wird. Auch ein Selen- und Chrommangel wird mit der KPU in Zusammenhang gebracht. Logischerweise zeigen sich entsprechend Folgeerscheinungen, die ursächlich durch den Mangel der essentiellen Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente entstehen.
Die Energieproduktion in den Mitochondrien ist neben der gestörten Häm-Synthese ebenfalls dysfunktional. Folgen wie beispielsweise das CFS (Chronisches Fatigue Syndrom), eine Nebennierenerschöpfung, Burnout, Stressfolgeerkrankungen, psychiatrische Symptome und weitere machen sich im Körper bemerkbar.
Durch die Diffusität von Folgen und Symptomen bleibt die Ursache einer HPU/KPU häufig unentdeckt/ wird oftmals zu spät diagnostiziert!
Symptome können sein
Konzentrations- und Merkstörungen
Angststörungen
Erschöpfungszustände
Chronische Müdigkeit
Depressive Symptome
Schilddrüsendysfunktion
Stimmungsschwankungen
Appetitlosigkeit
Infektanfälligkeit
Allergien
Bauchschmerzen unklarer Genese
Muskelschwäche, schwaches Bindegewebe
Gelbliches Hautkolorit
Kopfschmerzen und Migräne
Schmerzhafte und unregelmäßige Periode sowie Prämenstruelles Syndrom
Brüchige Fingernägel
Unfruchtbarkeit
Hautprobleme (sehr oft „Sonnenallergie“)
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Zusätzliche Symptome bei Männern:
Herz- und Kreislaufprobleme
Potenzstörungen
Wie kann eine KPU/HPU Stoffwechselstörung diagnostiziert werden?
Ob eine Störung der Häm-Bildung/ des Abbaus vorliegt, kann mit einem unkomplizierten Urintest (z.B. hier) nachgewiesen werden.
Was gilt es bei dem Urintest zu beachten?
Da die Pyrrole vor allem in der Nacht in den Urin abgegeben werden, sollte zunächst der 1. Morgenurin gesammelt werden. Es gibt in ganz geringer Ausprägung sogenannte "Tagausscheider" (<5%). Um sicher zu gehen, kann ein preislich etwas höherer Test genutzt werden.
Grundsätzlich neben der Substitution der verlorengegangenen Stoffe wären weitere Mikronährstoffanalysen empfehlenswert, die dann individuell therapeutisch mit Ihrem betreuenden Arzt - im besten Fall spezialisiert auf Orthemolakularmedizin/ Stressmedizin - abgestimmt werden kann.
Sinnvoll zur Substituierung der fehlenden (Mikronähr-)Stoff-Therapie zu empfehlen sind:
5 Tipps bei einer KPU/HPU Stoffwechselstörung:
1. Stress reduzieren
Den größten negativen Einflussfaktor bei einer bestehenden KPU/HPU hat - Überraschung ;-)
S t r e s s
in all seinen Facetten. Sei er psycho-emotionaler Natur, Umweltstress (Toxine in Luft, Wasser, Kleidung, u.a.) oder körperliche Überforderung in chronischer Ausprägung. All diese Varianten haben Einfluss auf die Leistungsfähigkeit unserer Mitochondrien und somit auch auf die Entstehung und Anhäufung von Pyrrolen.
Daher ist das A und O bei der KPU-Therapie zum einen, diese Stressoren zu erkennen und im Alltag die nötigen Veränderungen herbeizuführen, um negative Einflüsse einzuschränken. Insbesondere wirklich auch schon kleine Entspannungs- und Atemübungen haben einen enorm positiven Einfluss auf unser Immunsystem und helfen dabei, unseren mega "Entspannungsnerv" - den Vagus - zu aktivieren und die vielfältigen Stressachsen zu hemmen.
2. Auf eine gesunde Ernährung achten
Auch eine schlechte Ernährung mit z.B. zu viel (was ist zu viel?) Zucker und weißem Mehl bedeuten Stress für den Körper und sollten daher vermieden werden. Auch hier liefert die "aus-gewogene" Ernährungsweise viele der so dringend in Stresssituationen benötigten Mikronährstoffe. Ein paar Bausteine:
Iss möglichst "bunt" - rotes, grünes, gelbes Obst und Gemüse plus Nüssen
Versuch einmal, mehr als 30 (!!)verschiedene Lebensmittel pro Woche zu verputzen (Challenge accepted!!! - fordere gern unsere Liste zum übersichtlichen und bequemen Abkreuzen an ;-)
Koche frisch - möglichst saisonales Gemüse und viel frische Kräuter verwenden
Wähle Bio-Qualität und regional produzierte Lebensmittel
Versorge dich ausreichend mit Variationen aus dem Wasser (frischer Fisch, Meeresfrüchte, Algen in allen Formen). Sie bringen einen hohen Anteil an Zink, Selen, Magnesium, Calcium und Omega-3 Fettsäuren mit sich
Versuche - aber natürlich nur so oft, wie es für dich vertretbar ist, weniger als 21 Mahlzeiten pro Woche zu essen. Vielleicht schafft du ja zwischendurch sogar mal 14-, 16-, oder (wirklich nur für mega-Profis und nach längerem herantasten) 18-Stunden Nahrungsabstinenz-Zeiten einzuführen (Dein Verdauungssystem ist dir für jegliche (und sind es auch nur mal 30 Minuten :-) Ruhephasen mega dankbar- je länger, desto besser. Hat übrigens auch einen deutlichen Verjüngungseffekt, darüber sprechen wir im nächsten Blogbeitrag. Denn - was oftmals so sehr untergeht: Die Hauptaufgabe deines Darmes ist NICHT(!) die Verdauung von (schlechten...) Nahrungsmitteln sondern das Instandhalten eines unglaublich leistungsfähigen Immunsystems, welches täglich die Alltagsherausforderungen deines Körper mit einem Lächeln bedient :-)
3. Mikronährstoffe ausgleichen
Häufig lassen sich die o.g. (Mikro-)nährstoffdefizite kaum bis gar nicht rein durch die Ernährung ausgleichen. Das liegt zum einen daran, dass wir im Vergleich zu unseren Artgenossen aus dem Steinzeitalter nur noch ein Drittel der Kalorien verbrauchen - und entsprechend auch nur noch ein Drittel aller essentieller Nährstoffe für den Körper aufnehmen, und zum anderen, dass beispielsweise Gemüse und Salate gar nicht mehr in mikronährstoffhaltigen Böden angebaut werden und entsprechend auch dem Gemüse "entzogen" ist. Ist ein menschlicher Körper häufiger Stresssituationen ausgesetzt, fehlen Vitamine, Mikronährstoffe und Spurenelemente zusätzlich um ein Vielfaches.
4. HWS-Syndrom behandeln
Bitte unbedingt aufmerksam lesen! Häufig wird eine erworbene KPU/HPU mit einem HWS-Syndrom (Schädelhirntrauma, Schleudertrauma) in Beziehung gesetzt. Bei solch einer traumatischen Einwirkung zeigt sich häufig eine Vermehrung des sogenannten nitrosativen Stresses. Dieser wirkt sich leider auch essentiell auf die Funktionsfähigkeit der Mitochondrien aller Körperzellen aus. Entsprechend schliesst eine ganzheitliche Behandlung der HPU/KPU auch eine osteopathische Beurteilung und -Therapie mit ein.
5. Die Leber unterstützen
Da die Leber bei einer bestehenden KPU/HPU zusätzlich in Anspruch genommen wird, rückt auch die Leber entlastende Behandlung in den Vordergrund. Hier helfen insbesondere der Verzehr natürlicher Wirkstoffe wie Mariendistel, Knoblauch, Brokkoli oder Gemüse mit verschiedenen Bitterstoffen.
Weiterführende Literatur:
KPU, Kryptopyrrolurie - eine häufige, aber vergessene Stoffwechselstörung
von Kyra Hoffmann (Autor), Sascha Kauffmann (Autor)
Broschiert, 2015 - z.B. für ca. 20,00€ bei Amazon
Mitochondrien: Symptome, Diagnose und Therapie Gebundene Ausgabe – 6. von Dr. med. Bodo Kuklinski (Autor)
November 2015 - für ca. 50€ bei Amazon
Falls Sie mehr Ratgeberbeiträge dieser Art möchten, dann lassen sie es uns gerne wissen!
Ich wünsche mir mehr Beiträge dieser Art
Ja, auf jeden Fall
Nein, lieber in anderer Form
Comments